Bild:
Detail aus einem Kunstwerk von Tunay Önder,
aus dem Stadtmuseum München
Informationen über unser Team finden Sie unter "Kontakt".
Das Evangelische Migrationszentrum im Griechischen Haus
# ein Stadtteiltreff im Westend, Menschen aus ganz München kommen hierher.
Pluralität und Respekt wollen wir unterstützen.
# ein Ort für Begegnungen, und für postmigrantisches Zusammenleben.
Wir stehen für die Stärkung von Teilhabe und von diskriminierungssensiblem Zusammenleben.
# unsere Arbeitsbereiche:
Sprache(n) - Repräsentanz - Anwaltschaft - Diversitätsorientierte Kompetenzen. Kultur - Religion - Strukturen.
The Protestant Migration Centre in the Greek House
# a neighbourhood meeting place in the Westend, people from all over Munich come here.
We want to support plurality and respect.
# a place for encounters and for post-migrant coexistence. We want to strengthen participation and a society which has
some sensitivity for different forms of discrimination.
# our topics: Language(s) - Representation - Advocacy - Intercultural competences. Culture - Religion - Structures.
Die 70er Jahre in München - Olympische Spiele, große Aufbrüche
Im 2. Weltkrieg basierte Arbeiten in München und in Deutschland auf der Ausbeutung von Zwangsarbeitern. Wie sollte danach das Land wieder aufgebaut werden? Es wurden weiter aus anderen Ländern Menschen nach Deutschland und München gebracht. Das traditionelle linke Arbeiterviertel in der Nähe der Innenstadt, das Westend, wurde eine Sammelstelle für viele sogenannte Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter. Der Aufstieg der deutschen Mittelschicht war oft verbunden mit der Schaffung einer neuen Schicht von migrantisch geprägten Arbeiter*innen.
Die 60er und 70er Jahre in Deutschland: Erste große Streiks machten ein neues Selbstbewusstsein der Arbeiter*innen deutlich.
Gerade die griechische Zuwanderung war oft auch akademisch geprägt. Griechenland wurde von einer Militärdikatur regiert. Die "griechische Kneipe" war oft Verbindung von Studierendenbewegung und Arbeiter*innenbewegung.
Um soziale Spannungen aufzufangen, wurde Migrationssozialarbeit entwickelt.
Mittlerweile, Jahrzehnte später, ist eine postmigrantische Mittelschicht entstanden. Die Bevölkerung von München ist transnational zusammengesetzt, je jünger desto mehr. Weitere Zuwanderungen aus allen Gegenden der Welt prägen das Leben der Stadt, sind die kulturelle und wirtschaftliche Basis.
Diversity is growth.
Organisationen, die rein "weiß" wahrgenommen werden oder tatsächlich so sind, sind im demokratischen Miteinander eher hinderlich.
Nach den 70ern
Der Alltag ist im weltweit verbundenen München angenehm relativ gewaltfrei. Gewaltsame Spannungen hat es gerade in München natürlich auch immer gegeben. Es ist eben auch die Stadt der früheren nationalsozialischen Parteizentrale. Die Olympischen Spiele waren auch geprägt vom Attentat auf die Sportler aus Israel. Das Oktoberfestattentat war klar rechtsextremistisch vernetzt, die NSU-Morde, und auch der rechtsextreme Anschlag auf junge Menschen beim Olympiaeinkaufszentrum bleiben Wunden oder Narben der Stadt.
Alltagsrassismus und Ausgrenzungen finden natürlich ständig statt, persönliche Erfahrungen und strukturelle Mechanismen sind zahlreich - aber viele in München arbeiten daran, dass das Zusammenleben sich gut weiterentwickelt.
Internationale Finanzkriminalität fällt im Alltag wenig auf. Es lässt sich aber leicht recherchieren, dass sie stattfindet - Wirecard ist ein Beispiel dafür. Auch das ist Migration: Weltweite Finanzströme, die durch die Stadt München fließen.
Schritte der Öffnung
In München sind viele Menschen stolz darauf, dass es die große und schöne Synagoge am Jakobsplatz gibt. Sowohl jüdisches als auch muslimisches Leben sind in München sehr lebendig.
In München sind viele Menschen stolz darauf, wie die Gesellschaft 2015 mit großem Engagement eine Willkommenskultur lebte, und weiterhin lebt. Menschen in Not wurde und wird in München geholfen. Arabisches und ukrainisches Leben sind in München präsent, zusammen mit vielen Menschen aus weiteren Weltgegenden.
Nicht nur Menschen in Not, sondern viele andere kommen gerne nach München. Die Stadt ist nach Berlin die größte Studierendenstadt Deutschlands, zum Teil mit globaler Spitzenforschung. Die Bildungselite der Stadt ist transnational orientiert.
Beschleunigte Mobilität und Kommunikation durch technische Innovationen machen Weltoffenheit zur Grundlage des Zusammenlebens.
Zuwanderung verändert Kultur und Religion. 1994 wurde "IKEM" gegründet, "Interkulturell Evangelisch in München", ein Forum für Internationale evangelische Gemeinden. Mittlerweile gehen wir davon aus, dass in München an einem Sonntag mehr Menschen Gottesdienste in nicht-deutschen Sprachen feiern als auf Deutsch. Auch die alteingesessenen Landeskirchen verändern sich. 20% der Mitglieder der Evang.-Luth. Kirche in München haben internationale Zuwanderungsgeschichten, und bringen diesen Horizont und diese Familiengeschichten mit.
Das Griechische Haus wurde 1974 vor 50 Jahren im Münchner Westend gegründet.
Dr. Stefan Gaitanides hat es mit aufgebaut. Er prägte diese Einrichtung des Evang.-Luth. Dekanats als sozialraumorientiertes Beratungs-, Bildungs- und Kommunikationszentrum für griechische Familien nachhaltig.
Damit hat er für ganz München Akzente gesetzt. In einer Stadt mit sehr hohem Anteil an weltweiter Zuwanderung und oft sehr gut gelingendem Zusammenleben in der Stadtgesellschaft hat er die Vernetzung der Migrationssozialarbeit der Stadt mitgestaltet. Er trug nachhaltig zur migrationsgesellschaftlichen Öffnung sozialer Einrichtungen bei.
Seine Erfahrungen in München hat er wissenschaftlich ausgewertet und begleitet, und damit gestaltete er Modelle für ganz Deutschland. Vom Griechischen Haus aus wechselte er an die Professur für Soziale Arbeit in der Migrationsgesellschaft und Migrationssoziologie an der Frankfurt University of Applied Sciences, dort blieb er bis 2010. Der Zusammenhang von sozialer Arbeit und wissenschaftlichem Austausch dazu prägte sein Leben.
Er war Mitglied des „Instituts für Migrationsstudien und Interkulturelle Kommunikation“. Im Kontext von Migration hat ihn besonders beschäftigt, wie Vorurteile, Diskriminierungen und Rassismus wirken.
Geboren wurde er 1944 in Schondorf am Ammersee, dort ist er aufgewachsen. In München hat er Soziologie, Philosophie und Psychologie studiert, und später, 1982, in Soziologie promoviert.
Dr. Stefan Gaitanides ist Anfang August 2023 verstorben.
Seine Ideale von diskriminierungsfreier Stadtgesellschaft im Kontext von Zuwanderung bleiben für das Evangelische Migrationszentrum im Griechischen Haus auch 50 Jahre nach der Gründung leitend. Sein Engagement führen wir weiter. In Bezug auf kirchliches Handeln war er seiner Zeit weit voraus.
Wir wollen sein Erbe sowohl im Stadtteil und in München, als auch im Evang.-Luth. Dekanat weitertragen, und seine Visionen auch für die Kirchen weiter nutzbar machen.